Reisen

Es muss nicht immer ein anderer Kontinent sein. Es geht nicht darum, sich brüsten zu können, wie viele Länder man schon bereist hat. Vielmehr geht es mir darum, die Welt aus unterschiedlichen Perspektiven sehen zu können. Mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Andere Sichtweisen kennenzulernen und im besten Fall auch zu verstehen.

Das Leben ist wie ein Buch, und wer nicht reist, liest nur ein wenig davon.

Jean Paul (1763 – 1825), dt. Erzähler

Die bisher schönsten und besten Erfahrungen hatte ich gemacht, als ich alleine und individuell gereist bin. So ist man darauf angewiesen, auf andere zuzugehen. Man kommt leichter und schneller ins Gespräch. Lässt man sich darauf ein, wird man sich ein Leben lang erinnern.

Wie bei allem gibt es jedoch immer zwei Seiten einer Medaille. Dem Touristen selbst schadet eine Reise in den seltensten Fällen. Die Bevölkerung vor Ort profitiert in der Regel vom Tourismus. Nicht selten nimmt der Tourismus jedoch Ausmaße an, die für ein Land schädlich sein können. Ganz abgesehen von den Folgen für das Klima.

Ein Anwalt, den ich in einer Bar in Bangkok kennengelernt habe, hat mich gefragt, ob ich mir bewusst sei, wie privilegiert ich mit meinem deutschen Reisepass bin. Ich war es mir bis dato tatsächlich nicht. Nachdem er mir erzählt hat, was er alles offenlegen muss, um an ein Touristen-Visum für ein europäisches Land zu kommen, war mein Reisepass plötzlich mehr als nur ein Stück Pappe mit Kunststoffeinlage. Es ist der Türöffner zur Welt.

Ich kann nur an jeden appellieren, in seinem Urlaub sein All-inclusive-Domizil wenigstens für ein paar Tage zu verlassen und sich auf Land und Leute einzulassen. Ganz ohne Schnitzel und Pommes. Wenn man dadurch seinen eigenen Horizont erweitern kann, hat sich das verblasene CO2 vom Flieger vielleicht schon gelohnt.